Ziegen richtig füttern

Ziegen können sehr wählerisch sein. Liegt ein vielfältiges Nahrungsangebot vor, selektieren sie gerne. Vorgezogen werden die nährstoffreichsten Pflanzen. Auf der anderen Seite aber fressen Ziegen, verglichen mit anderen Wiederkäuern, das breiteste Futterspektrum. Insbesondere in den Wintermonaten können Ziegen sehr genügsam sein. Es gibt kaum eine Futterpflanze die gänzlich verschmäht wird.

 

Themenüberblick:

 

Das Verdauungssystem

Was steht auf dem Speiseplan?

Was sollte ich noch beachten?


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Das Verdauungssystem

Ziegen gehören wie Schafe und Rindern zu den Wiederkäuern. Das der pflanzlichen Ernährung angepasste Verdauungssystem besitzt neben dem normalen Magen (Labmagen) noch mehrere Vormägen (Pansen, Netzmagen und Blättermagen). So kann selbst die kärglichste Nahrung effektiv verwertet werden. Dabei gelangt das grob zerkleinerte Futter zunächst in den Pansen. Mikroorganismen wandeln die Zellulose des Raufutters in Eiweiß um. Das erlaubt den genügsamen Tieren auch mit eiweißärmeren Futtermitteln auszukommen. Danach wandert das Futter über den Netzmagen und die Speiseröhre zurück ins Maul. Hier setzt das Wiederkäuen ein, das heißt es wird erneut durchgekaut. Der nun stark zerkleinerte und eingespeichelte Nahrungsbrei gelangt dann in den Blättermagen, wo er nochmals zerrieben und ausgepresst wird. Zuletzt geht die Nahrung in den Labmagen, wo die "eigentliche" Verdauung beginnt.


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Was steht auf dem Speiseplan?

Die eine, optimale Futterzusammenstellung gibt es nicht. Neben Größe und Gewicht der Ziege haben auch die Stall- und Futterplatzgestaltung einen großen Einfluss auf den Nährstoffbedarf und das Fressverhalten. Insbesondere aber muss die Leistung des Tieres berücksichtigt werden. Eine hochleistende Milchziege hat einen anderen Nährstoffbedarf als eine nicht tragende Ziege. Weiterhin stehen jedem Halter andere Futtermittel zur Verfügung. Die folgenden Bestandteile sollten bei der Futterzusammenstellung berücksichtigt werden:

  • Grobfutter
  • Kraftfutter
  • Obst & Gemüse
  • Mineralstoffe & Spurenelemente

Ein hoher Anteil an Grobfutter ist Voraussetzung für die Pansenfunktion. Im Frühjahr und Sommer deckt eine ausreichend große Weide den Bedarf in der Regel bereits zu einem Großteil ab. Heu und auch Stroh sollte den Tieren auch außerhalb der Winterzeit angeboten werden. Im Winter bildet Heu die Fütterungsgrundlage. Hier ist auf eine gute Qualität zu achten, da die Verdauung sehr empfindlich ist.

 

Blätter von Büschen und Bäumen, Zweige und Rinde werden ebenfalls gerne gefressen und enthalten wichtige Mineralsalze und Spurenelemente. Hier eigenen sich beispielsweise Ahorn, Eiche, Esche, Kastanie, Haselnuss, Apfel und Himbeere. Achtung: Elbe und Thuja sind für Ziegen giftig. Nadeläste sind besonders im Winter ein gern gesehener Leckerbissen und ein guter Vitaminlieferant. 

 

Bei der Fütterung von Gras- oder Maissilage ist Vorsicht geboten, da bereits kleine Qualitätsmängel zu Gesundheitsproblemen führen können. 

 

Je nach Leistungsbedarf kann Kraftfutter ergänzt werden. Dieses sollte aber nur gezielt und unter achtsamer Beobachtung der Tiere gefüttert werden. In der Regel wird Getreide, Rüben- oder Melasseschnitzel oder auch Ölsaatschrot gefüttert. Bei Geißen kann im letzten Drittel ihrer Trächtigkeit die Kraftfutterzugabe schrittweise gesteigert werden. Insbesondere in der Laktationsperiode, vor allem in den ersten 2 Monaten, kann so der stark angestiegene Energiebedarf gedeckt werden.

 

Obst und Gemüse kann in kleine Mengen gefüttert werden. Gern gesehene Leckerbissen sind Äpfel und Karotten.

 

Ein Teil des Bedarfs an Mineralstoffen und Spurenelementen kann bereits über das Grund- und Kraftfutter gedeckt werden. Um eine vollständige Deckung des Nährstoffbedarf zu sichern, sollte ein Mineralleckstein zur Verfügung stehen oder geeignete Mineralfutter zu gefüttert werden. Minerallecksteine sollten rund um die Uhr im Stall oder auf der Wieder zur Verfügung stehen. Bei Lecksteinen mit Melasse ist zu beachten, dass sie zwar gerne von den Tieren genommen werden, aber der enthaltene Zucker sich langfristig schädlich auf die Zähne auswirken kann.

 

Frisches, sauberes Wasser muss selbstverständlich jederzeit zur freien Verfügung stehen. Eine Ziege trinkt etwa zwischen 5 und 15 Liter am Tag.


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Was sollte ich noch beachten?

  • Fütterungsumstellung in kleinen Schritten vollziehen, um Verdauungsstörungen vorzubeugen.
  • Verdauungsstörungen durch hohen Anteil von Raufutteranteil vorbeugen.
  • Große Mengen an Biertreber, Futterrüben, und rohe Kartoffeln können zu Verdauungsstörungen und Stoffwechselproblemen führen.
  • Mineralstoffmangel kann langfristig zu Knochenschädigungen, Hornschäden und Milchfieber führen.
  • Nicht zu viel Kraftfutter geben, da es schnell zu Verfettung der Tiere kommen kann.


Stand: 08.04.2020

 

Quellen:

www.herz-fuer-tiere.de/ratgeber-tier/bauernhoftiere/ziegen/ernaehrung-von-ziegen

www.landwirtschaftskammer.de/landwirtschaft/tierproduktion/schafhaltung/fuetterung/futteransprueche.html

www.ziege.ch/ziegenhaltung/ziegenfutter/fuetterung.html