Pferdefutter - Nährstoffe und wie sie verdaut werden

Die richtige Wahl des Futtermittels richtet sich nach dessen Zusammensetzung der verschiedenen Inhaltsstoffe. Ein grundlegendes Verständnis der Inhaltsstoffe hilft es die Fütterung auf die individuellen Bedürfnisse des Pferdes abzustimmen.   

 

Auf Deklarationen sind üblicherweise folgende Angaben in Bezug auf die Frischmasse, also die tatsächlich gefressene Masse, vorhanden:

  • Trockensubstanzgehalt
  • NfE (Stickstofffreie Extraktstoffe) - das sind vor allem Stärke und Zucker (Kohlenhydrate)
  • Rohfaser
  • Rohprotein
  • Rohfett
  • Einzelne Angaben zu den Mineralstoffen

kohlenhydrate

Kohlenhydrate liefern den größten Teil der Energie für Pferde. Sowohl die Stickstofffreien Extraktstoffe als auch die Rohfaserbestandteile gehören zu den Kohlenhydraten. Es sind Verbindungen aus Kohlenstoff, Wasser und Sauerstoff. Kohlenhydrate sind aus Einfachzuckern (z.B. Glukose, Fruktose, etc.) zu verschiedenen Kompinationen von Zwei- und Mehrfachzuckern zusammengesetzt.
Mehrfachzucker wie Stärke, Oligosaccharide oder Zellulose sind demnach aus zahlreichen Glucosemolekülen zusammengesetzt. Stärke kann vom Pferd durch körpereigene Enzyme in die Einfachzucker zerlegt und  direkt über die Dünndarmwand aufgenommen werden. Der Abbau von Zellulose ist nur durch Bakterienenzyme im Dickdarm möglich. Auch Pentosane und Pektine (Zellwand- Speicherorganbestandteile), sowie Fruktane (Oligosaccharide aus Fruktose) können nur durch Enzyme der Darmbakterien in die Einzelbestandteile zerlegt werden. Die Stärke im Getreide besitzt eine unterschiedliche Verdaulichkeit im Dünndarm. Haferkörner haben feinkörnige Stärke, die zu über 80 % im Dünndarm verdaut wird. Die Verdaulichkeit der Stärke im Dünndarm kann durch mechanische oder thermische Aufbereitung verbessert werden.

 

Im Dickdarm findet die mikrobielle Zerlegung von Zellulose, Hemizellulose und Pektinen in kurzkettige Fettsäuren wie Essig-, Propion- und Buttersäure statt. Das Verhältnis der Fettsäuren untereinander wird durch die Raufutter-Kraftfutter-Relation, sowie die Höhe der Kraftfutterrationen beeinflusst. Fließen größere Mengen an leichtabbaubaren Kohlenhydraten in den Dickdarm, bei gleichzeitig fehlender Stimulation der Bildung von puffernden Darmsekreten durch Raufutter, kann der pH-Wert sinken. Bei artgerechter Fütterung liegt der pH-Wert zwischen 6,6 und 7,5 im Dickdarm. Durch eine Verschiebung des pH-Wertes kann sich die Zusammensetzung der Bakterienpopulation ändern. Durch den Abbau der Bakterien werden Toxine freigesetzt, die dem Pferde schaden.

proteine

Eiweiße bzw. Proteine sind Baustoffe die für den Aufbau von Körpersubstanz und spezielle Funktionen wie die Immunabwehr benötigt werden. In der Regel ist der Eiweißbedarf im Erhaltungsstoffwechsel und bei leichter Arbeit gedeckt und eine gut gemeinte zusätzliche Eiweißversorgung belastet den Stoffwechsel des Pferdes unnötig.

Zur Einschätzung der Proteinlieferung eines Futtermittels muss der Wert des verdaulichen Rohproteins verwendet werden. Eiweiße sind zu komplexen Strukturen zusammengesetzte Aminosäurenketten. Zur Verdauung müssen die komplexen Eiweißstrukturen in die einzelnen Aminosäuren aufgespaltet werden. Durch körpereigene Enzyme des Pferdes werden im Dünndarm ca. 50 % der Eiweiße aus Getreide und Grünfutter und nur ca. 20-30 % aus Raufutter verdaut. Der Bedarf an dünndarmverdaulichem Rohprotein liegt bei einem 500 kg schweren Pferd im Erhaltungsstoffwechsel um 318 g pro Tag. Bei einem Standardfutter mit 9 bis 10 % Rohprotein ist bei einer Gabe von 1,5 kg Kraftfutter am Tag bereits 40 % des Bedarfes gedeckt.

 

Unverdautes Futterprotein wird im Dickdarm schließlich durch Bakterienenzyme in Bakterienprotein oder zu Ammoniak und Kohlenstoff umgewandelt. Das Ammoniak gelangt in den Blutkreislauf und muss über die Leber zu Harnstoff entgiftet werden. Diese Entgiftungsvorgänge belasten den Stoffwechsel des Pferdes. Eine realistische Einschätzung des Proteinbedarfes und eine Bewertung der Eiweißzufuhr über das Futter ist entscheidend für die Pferdegesundheit.



Quellen: 

Pferdefütterung (2014), H. Meyer, M. Coenen, S. 68